Kubisches Bornitrid CBN

    Die aufgelöteten Schneidenecken der auf dem Foto dargestellten Wendeschneidplatte sind aus CBN, dem heute nach dem Diamanten zweithärtesten Material. Die Abkürzung bedeutet Cubic Boron Nitrid – kubisches Bornitrid.

    Das Material wurde im Jahre 1969 von der Firma General Electric unter dem Namen „Borazon“ auf den Markt gebracht. Sein Preis überstieg damals den Goldpreis. Die kommerzielle Produktion von CBN hat sich erst seit den frühen 1990er Jahren etabliert. Nicht nur wegen der Härte ist CBN dem Diamanten ähnlich.

    Das kubische Bornitrid weist auch ein dem Diamanten, also dem kubischen Kohlenstoff, ähnliches Kristallgitter auf. Es unterscheidet sich dadurch, dass nicht auf jedem Gitterplatz das gleiche Atom – Kohlenstoff – sich befindet, sondern dass sich Bor- und Stickstoffatome nahezu gleichrangig abwechseln. CBN wird mithilfe eines speziellen Hochtemperaturprozesses hergestellt, der auch dem der Diamant-Herstellung ähnelt. Es wird oberhalb 1600°C bei über 5000 MPa Druck aus dem hexagonalen Bornitrid umgewandelt. Als Katalysator kann man hierbei Lithiumnitrid (Li3N) verwenden. Diamant entsteht durch Umwandlung des Graphits, der ebenso hexagonalen Form von Kohlenstoff. Der Vorgang ist irreversibel, so dass die kubische Kristallmodifikation dann auch bei Raumtemperatur stabil ist.

    Eigenschaften und Anwendung von Bornitrid

    Wie bereits erwähnt, ist CBN einer der härtesten Stoffe. Unter Normalbedingungen weist Bornitrid eine Härte nach Knoop von ca. 48 GPa (48.000 N/mm²) auf, die Diamant-Härte liegt zum Vergleich zwischen 70 und 100 GPa. Während Diamant schon bei ca. 700 °C einen massiven Härteverlust erleidet, bleibt CBN in Luft bis 1400 °C fast unverändert. So kann Diamant unter Hitzeeinwirkung mit CBN geschliffen werden.
    Bedingt durch die hohe Härte verschleißen Werkzeuge aus CBN bei geeigneter Anwendung wesentlich langsamer als andere Schneidstoffe. So lassen sich eine höhere Form- und Maßgenauigkeit erreichen und sehr harte Werkstoffe (Stahl bis 70 HRC) prozesssicher bearbeiten. Allerdings ist CBN durch die hohe Härte sehr spröde, was seine Eignung für Zerspanungsprozesse einschränkt.
    Weitere Ähnlichkeit Diamanten ist eine hohe Wärmeleitfähigkeit von CBN, wodurch die Wärme z. B. beim Schleifen von der Schleifscheibe aufgenommen wird und an das Kühlmittel oder an die Umgebung abgegeben werden kann. CBN Werkzeuge können sowohl mit als auch ohne Kühlschmierstoff eingesetzt werden. Kubisches Bornitrid zeichnet sich außerdem durch eine sehr gute Korrosionsbeständigkeit aus, auch bei hohen Temperaturen. Es reagiert praktisch nicht mit Eisen- und Stahlschmelzen.

    In der Technik wird bevorzugt polykristallines kubisches Bornitrid (PKB/englisch PCBN) verwendet. Es ist ein synthetisch hergestellter Verbundwerkstoff aus kubischem Bornitrid (CBN) mit keramischer Binderphase. Zur Herstellung von PCBN werden CBN-Mikrokörnungen aus hexagonalem Bornitrid bei hohen Temperaturen und Drücken synthetisiert. Diese Partikel werden anschließend sortiert und charakterisiert, bevor sie einen zweiten Syntheseprozess durchlaufen, der unter Zugabe eines keramischen Bindermaterials durchgeführt wird.

    Technisch bedeutend ist kubisches Bornitrid (CBN) vor allem zur Bearbeitung von Stahl, da es – im Gegensatz zum Diamanten – unter Temperatureinwirkung keinen Kohlenstoff an Stahl abgeben kann. CBN kann auch zur Bearbeitung von Superlegierungen auf Nickel- und Kobaltbasis eingesetzt werden.

    Übrigens: Bornitrid kommt auch in der Natur vor, es wurde 2009 in Tibet gefunden. Das einzige bekannte Bormineral bekam die Bezeichnung „Qingsongit“ nach einem chinesischen Professor für Geologie. Das farblose Mineral ist jedoch nur im Nanobereich nachweisbar. Nitride sind als Mineralien kaum zu finden. Es werden vor allem und sozusagen logischerweise Verbindungen mit Sauerstoff dem Hauptelement der Erdkruste, also Oxide, gebildet.<<

    Suche

    Lesen und Lernen

    Die Welt der Materialien

    • Stauten aus Bronze oder Rotguss
      Einstein sitzt auf einer Bank in Bern/Schweiz. Stauten und Skulpturen werden oft und gerne aus Bronze oder aus Rotguss angefertigt. Aber warum? Was spricht für die beiden Materialien?
    • Stauten aus Bronze oder Rotguss
      Kinder musizieren in Bad Herrenalb/Deutschland. Einer der Gründe für die Verwendung dieser Materialien ist ihre hervorragende Eignung zu Gießen. Anspruchsvolle Formen lassen sich abbilden.
    • Statuen aus Bronze oder Rotguss
      Besucher gehen zum Strand in Scheveningen/Niederlande. Diese Figuren sind aus Rotguss, der eine rötliche Farbe hat und gut zum Gießen geeignet ist. Grünliche Patina schmückt zusätzlich.
    • Statuten aus Bronze oder Rotguss
      Ein Mann spielt Akkordeon in Wejherowo/Polen. Auch die gute Korrosionsbeständigkeit spricht für diese beiden Materialien. Statuen befinden sehr oft draußen und halten das über Jahre aus.

      Dies und Das

      Muranoglas wie ein Gemälde

      Die Fotos zeigen eine Schale (a) aus Muranoglas und das Innere des Glases bei 6facher Vergrößerung (b). Ein Vergleich mit einem Gemälde bietet sich geradezu an.

                           
      Schöne Farben, glitzernde Partikel – das sind einige Merkmale der berühmten Glassorte. Sie gehört zu den exklusivsten Erzeugnissen des Kunsthandwerks. 
      Das Murano-Glas kommt, wie sein Name schon zeigt, von der Insel Murano, die unweit von Venedig liegt. Die Konzentration der Herstellung auf der Insel ermöglichte die stetige Verfeinerung der Rezepturen und Techniken. Zur Herstellung von Glas verwendet man Quarzsand, Kalk, Soda, Pottasche, Feldspat und Tonerde. Dazu kommen farbgebende Metalloxide und auch Silber oder Gold. Sämtliche Inhaltsstoffe müssen präzise komponiert werden, um optimale Schmelzeigenschaften und die besondere Farbgebung zu erzielen. Seine faszinierende Geschichte und Herstellung machen das Murano-Glas seit Jahrhunderten zur Legende.

      Aus der Presse

      Werkstoffe aus Holzabfällen

      Bei der Holzverarbeitung fallen jede Menge Abfälle an. Ein Großteil dieser Holzabfälle wird verbrannt. Nun werden die Möglichkeiten ausgelotet, aus Sägespänen und Hackschnitzeln ein Biokompositmaterial zu erzeugen. Denn die Holzstruktur der Abfälle ist völlig intakt, die kleinsten Bausteine, die für die Eigenschaften von Holz verantwortlich bleiben erhalten. Das Lignozellulose-Netzwerk kann mittels formgebender oder sogar additiver Herstellungsprozesse miteinander zu neuen Baustoffen verbunden werden. Das Endprodukt soll weiterhin zu 100 Prozent aus Holz bestehen, denn die verwendeten Bindemittel wie zum Beispiel Lignin werden ebenfalls aus Holzabfällen gewonnen.
      Quelle: ingenieur.de, Okt. 2023



      Wir benutzen Cookies

      Wir nutzen Cookies auf unserer Website. Einige von ihnen sind essenziell für den Betrieb der Seite, während andere uns helfen, diese Website und die Nutzererfahrung zu verbessern (Tracking Cookies). Sie können selbst entscheiden, ob Sie die Cookies zulassen möchten. Bitte beachten Sie, dass bei einer Ablehnung womöglich nicht mehr alle Funktionalitäten der Seite zur Verfügung stehen.